Bekanntlich hätte gestern das Alps Hockey League Spiel zwischen dem EC Bregenzerwald und HDD Jesenice ausgetragen werden sollen. Vier Tage vorher wurde die Begegnung vonseiten der Ligaführung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Zusammen mit Hannes Mayer von der NEUE Vorarlberger Tageszeitung wurden die Geschehnisse der letzten Monate beleuchtet und in einem ausführlichen Bericht in der “NEUEN am Sonntag” veröffentlicht. Dank der Bereitstellung des Materials kann der Artikel nun auch auf der ECB Homepage nachgelesen werden.
(C) Hannes Mayer – NEUE Vorarlberger Tageszeitung
Hinter dem EC Bregenzerwald liegt eine wochenlange Diskussion um eine Spielverschiebung, in die der ECB schuldlos geschlittert ist. Die kuriose Geschichte einer kuriosen Verschiebung.
Eigentlich hätte der EC Bregenzerwald gestern HDD Jesenice empfangen sollen. Doch das Spiel wurde kurzfristig von der Ligaführung der AHL auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Weil, wie Ligaboss Peter Schramm auf Nachfrage in einer Mail mitteilte, im Kader der Slowenen einige U20-Nationalspieler stünden. Diese Spieler bereiten sich aktuell auf die U20-WM vor.
Verstoß gegen Satzung.
Was Fragen aufwirft. Denn diese Verschiebung verstößt gleich mehrfach gegen die AHL-Regularien. Zum einen endete am 1. August die Frist, bis zu der die Klubs bei ihren jeweiligen Gegnernunkompliziert um eine Spielverschiebung ansuchen konnten. Zum anderen ist unter Punkt 4, Paragraf 8 der Ligasatzung klar geregelt, dass der Meisterschaftsbetrieb nicht für die U18- und U20-Weltmeisterschaft unterbrochen wird. Mehr noch: Eine kurzfristige Verschiebung eines Spiels ist laut Satzung nur möglich, wenn der betroffene Gegner des Antragstellers einer Verschiebung zustimmt. Dieses Einverständnis gaben und geben die Wälder nicht. Weil ECB-Klubboss Guntram Schedler trotz wochenlanger Bemühungen keinen zumutbaren Ersatztermin fand. Weil die Wälder schuldlos an dem Terminchaos sind. Weil sie selbst fünf Spieler für die Nachwuchs-Weltmeisterschaften abstellen und dadurch Jesenices Nachteil überschaubar gewesen wäre. Weil den Wäldern ein finanzieller Mehraufwand droht. Und weil der Dezember dadurch de facto zu einem spielfreien Monat für den EC Bregenzerwald verkommt. Für die Mannen von Trainer Markus Juurikkala steht nämlich durch diese Verschiebung zwischen 2. und 26. Dezember nur ein (!) Spiel auf dem Programm.
Während sie im dicht gedrängten Oktober neun Partien und im November trotz einer Ligapause sechs Spiele bestritten. Im Jänner umfasst der ECB-Spielplan acht Partien, fünf davon auswärts.
Eine Anfrage der NEUE am Sonntag bei der Liga, warum der Spielplan der Wälder so unausgewogen gestaltet wurde, blieb vom Verantwortlichen unbeantwortet. Dejan Kontrec vom slowenischen Verband jedenfalls berief sich bei seinem vehementen Drängen auf eine Spielverlegung darauf, dass er den AHLSpieltagsplaner bereits am 4. Juli schriftlich davon informiert hat, dass die slowenischen Teams zwischen 2. und 15. Dezember nicht am Meisterschaftsbetrieb teilnehmen könnten. Das ist richtig. Genauso wie, dass für die Saison 2018/19 eine Zusatzvereinbarung abgeschlossen wurde. Die Ligaführung, der je ein österreichischer, italienischer und slowenischer Verbandsvertreter angehört sowie als Vorsitzender mit ÖEHV-Vizepräsident Peter Schramm ein weiterer Österreicher, hat vereinbart, dass die Klubs sämtliche internationale Spielpausen für eine Ligapause heranziehen können. Also auch die U18- und U20-WM. Was jedoch nicht in der Ligasatzung verankert wurde. Der Spieltagsplaner hielt sich jedoch weiterhin einzig an die Ligasatzung, da diese den Spielbetrieb bis ins kleinste Detail regelt und ihre Bestimmungen finale Gültigkeit bei der Umsetzung der Meisterschaft haben. Die Slowenen wiederum ließen die Frist für den Spieltermintausch verstreichen, obwohl ihre Klubs sehr wohl vom 2. bis 15. Dezember eingeplant waren; meldeten sich erst am 3. Oktober beim ECB. Wirklich Fahrt nahm die Diskussion gar erst Mitte November auf. Dass die Spielverschiebung trotzdem seitens der eigentlich österreichisch geprägten Liga-Führung genehmigt und erst am 4. Dezember angeordnet wurde, passt zu den grundsätzlichen Bedenken, die es in Österreich und vor allem in Vorarlberg zur AHL gab und gibt.
Erst als EBEL2 geplant.
Schon als im Frühjahr 2016 die Einführung der Alps Hockey League als neue zweite Spielklasse in Österreich beschlossen wurde, hielt sich die Begeisterung bei den Vorarlberger Vertretern EC Bregenzerwald, EHC Lustenau und VEU Feldkirch in Grenzen. Weil sie sich damit von der InterNational-League verabschieden mussten, in der sie Gleiche unter Gleichen waren: Sie traten gegen semiprofessionelle Konkurrenz aus Österreich, Italien und Slowenien an. Und waren dabei sehr erfolgreich.
Die Liga wurde zu einer Bühne für die Vorarlberger Vereine. In den vier Jahren des Bestehens des Ligaformats stellte das Ländle drei Meister – zwei Mal holten sich die Wälder den Titel (2012/13, 2015/16) und ein Mal die Lustenauer (2014/15); zudem erspielten sich Vorarlbergs Vertreter sechs (!) der acht INL-Finalplätze. Doch weil die Liga eigentlich nur in Vorarlberg boomte, dachten die Verantwortlichen über einen veränderten Modus nach. Im Gespräch war die Einführung einer echten Unterstufe der EBEL, in der die Klubs spätestens mittelfristig einen Platz in der Beletage des österreichischen Eishockeys ausspielen sollten.
Kaum stemmbar.
Doch es kam anders. Die Vertreter der österreichischen, italienischen und slowenischen Verbände beschlossen die Einführung einer in sich geschlossenen zweiten Spielklasse, der sie den Namen Alps Hockey League gaben. Dabei ließ sich Österreich, wohl auch unter den Eindrücken einer seinerzeit arg schwächelnden Nationalmannschaft, darauf ein, dass Italien diese neue Alpenliga mit ihren Erstligisten beschicken durfte. Also: mit ihren Profiklubs. Damit war klar, dass die italienischen Teams diese neue Alpenliga dominieren würden. Weiters war ob der Ligagröße, die erst bei 16 Teams und seit der Saison 2017/18 bei 17 Mannschaften liegt, auch klar, dass das Pensum die semiprofessionellen Klubs in Österreich an, ja, über ihre Grenzen führen würde. Zumal sich die Frage stellte, inwieweit die rotweiß-roten Klubs im sportlichen Wettbewerb mit den Profiklubs noch dem eigentlichen Auftrag der Liga nachkommen könnten, der da lautet: Nachwuchsspieler fördern. Weil sich mit jungen Talenten gegen Profis, und wir sprechen hier zum Beispiel über viele italienische Nationalspieler, nicht bestehen lässt. Mehr noch. Hierzulande nistete sich die Befürchtung ein, dass dieses neue Ligaformat eine Zeitenwende bringen würde. Die INL war eine österreichische Meisterschaft mit internationaler Beteiligung. Die AHL, unkten die Skeptiker, könnte zu einer internationalen Meisterschaft mit österreichischer Beteiligung werden. Wer diese Befürchtungen laut äußerte, bekam einen Anruf der Ligabosse.
Weitere sechs Jahre.
Sportlich hat sich die Befürchtung längst bewahrheitet. In den ersten beiden Spielzeiten gab es mit der jeweiligen Finalpaarung Ritten gegen Asiago wenig zu bestellen für nicht-italienische Teams. Nur Jesenice konnte mit zwei Halbfinal-Teilnahmen die Phalanx der Italo-Klubs etwas brechen. Österreichische Teams erreichten weder 2016/17 noch 2017/18 die Vorschlussrunde, waren letztlich kaum mehr als Sparringspartner in ihrer einstmals eigenen Liga. Auch was die Führung der Liga anbelangt, schwindet die österreichische Prägung nachweislich. Das lässt sich im Kleinen damit belegen, dass Mailand ohne Strafverifizierung davonkam, als sie am ersten Spieltag kein Eis hatten und die Feldkircher am geplanten Spieltag trotzdem anreisen ließen. Obwohl diese Vorgehensweise nicht von der Ligasatzung abgedeckt ist, wurde Milano eine Neuaustragung zugestanden. Man könne, hieß es damals hinter vorgehaltener Hand, die Italiener nicht brüskieren.
Auch im Großen lässt sich immer mehr erahnen, dass der rotweiß-rote Einfluss in der AHL geringer wird. So ist angedacht, dass der Liga-Vorsitz in den kommenden sechs Jahren alternierend zum italienischen und slowenischen Verband wechseln könnte. In den kommenden sechs Jahren deshalb, weil der Spielbetriebsvertrag der AHL im Sommer um diesen Zeitraum verlängert wurde. Wovon die österreichischen Klubs überrascht wurden, bei denen einige Vertreterdurchaus über eine Neuformierung der zweiten Spielklasse nachdachten. Dass im Jänner erstmals in einem Final-Four der vier österreichischen AHL-Top-Teams das beste heimische Team ermittelt wird, mag ein Entgegenkommen der Liga sein. Im Fall der Verschiebung der Partie zwischen dem EC Bregenzerwald und Jesenice sorgte es für eine weitere Terminverknappung. Denn die Wälder liegen in der aktuellen Tabelle der österreichischen Teams auf Rang fünf, können das Finalturnier durchaus erreichen. Bei der AHL müssen sie praktisch darauf hoffen, dass die Wälder das Final-Four verpassen. Weil es sonst möglicherweise keinen vernünftigen Nachholtermin geben wird. Kuriose Vorschläge für die Spielnachtragung gibt es dagegen sehr wohl. So schlug die AHL den Wäldern zum Beispiel vor, die Partie am 20. Jänner im Anschluss an die Bulldogs-Heimpartie gegen Znojmo auszutragen – mit 20.30 Uhr als Beginnzeit. Dass die Wälder bei diesem Vorschlag der Liga gegen die Ligasatzungen verstoßen hätten, passt wiederum ins Bild – und macht die schiefe Optik der AHL zumindest vorerst komplett.